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Westfalenpost 22.02.2017
Überzeugendes Musical um Liebe und Verrat
Peter Tölke
Ein ungewöhnliches Musical hat den Weg in den Saalbau gefunden: Die Kammeroper Köln überzeugte eindrucksvoll mit „Barricade“.
Barrikaden können Menschen trennen, etwa die Wohlhabenden von den Besitzlosen. Manchmal werden sie aber auch zur Überwindung von sozialen Ungerechtigkeiten gestürmt. Der Pariser Juniaufstand von 1832, bei dem die Republikaner gegen das royalistische System rebellierten, ist ein solches Beispiel. Vor diesem Hintergrund hat Komponistin Esther Hilsberg in Zusammenarbeit mit dem Librettisten Holger Potocki „Barricade“ komponiert und im November 2016 uraufgeführt. Grundlage der Handlung war der berühmte Roman „Les Miserables“ von Victor Hugo.
Befürchtungen, diese „taufrische Musik“ könnte mit schwer verständlichen modernen Elementen oder dissonanten Tonfärbungen überfrachtet sein, erwiesen sich als grundlos. Im Gegenteil. Hilsbergs Musik gefiel durch den großen Melodienreichtum im althergebrachten Musicalstil sowie durch eine enorme, der jeweiligen Handlung angepassten Aussagekraft. Leider war der Saalbau am Sonntagabend nur zur Hälfte gefüllt.
Das Orchester der „Kölner Philharmoniker“ unter der temperamentvollen Leitung von Inga Hilsberg zeigte sich in bester Spiellaune und bildete die musikalische Grundlage für das dramatische Bühnengeschehen. Das Spiel um Liebe, Hass und Verrat vor dem Hintergrund des historischen Aufstandes wurde von einem in allen Rollen gut besetzten Team überzeugend dargestellt.
In den Hauptrollen glänzten besonders Cosette (Marilyne Bäjen), ihr Verehrer Marius (Alexander Sasanowitsch) und der boshaft diabolische Gegenspieler Javert (Pieter Tredoux). Die Liebesduette zwischen Cosette und Marius gefielen durch Melodienreichtum sowie eine zarte und stimmungsvolle Orchesterbegleitung. Die knallharte und befehlsgewohnte Tenorstimme von Javert klang furchterregend in ihrer abgrundtiefen Boshaftigkeit.
Das Bühnenbild bestand – passend zum Geschehen – nur aus Barrikaden, welche von den Darstellern entsprechend der jeweiligen Handlung ständig verschoben wurden. Besonders die Kampfszene im zweiten Teil zog die Zuhörer mit dramatischem Bühnengeschehen und einer aufwühlenden Musik in ihren Bann. Insgesamt war die Aufführung stimmig und wurde mit verdientem Beifall belohnt.
Solinger Tageblatt vom 23.12.2016 - Kultur
Das Musical „Barricade“ kommt beim Solinger Publikum gut an
Bearbeitung des Romans „Les Misérables“ war im Theater zu sehen.
Von Jutta Schreiber-Lenz
Temporeiches und farbiges Spiel, klangstarke Stimmen, liebevoll gestaltete Kostüme, flotte Choreographien und Musik, die an vielen Stellen Ohrwurm-Qualitäten hatte: Das sind die Zutaten, aus denen die Kammeroper Köln mit der Deutschen Musical Company ein neues Bühnenwerk „gebastelt“ hat: „Barricade“, eine berührende und ansprechende Alternative zum weltweit gefeierten Musical „Les Misérables“, das am Mittwochabend im Pina-Bausch-Saal des Theater und Konzerthauses vom ersten Moment an fesselte und beim Publikum gut ankam.
Dazu kam eine pfiffige Lösung, das Bühnenbild immer für neue Schauplätze herzurichten: Eine Stellage aus Wänden und Gerüsten konnte schnell um verschiedene Grade gedreht werden, und diente mit Tüchern oder Stühlen ausstaffiert als Park, Wohnung oder Straße.
Darsteller überzeugen vor den historischen Kulissen
Marc Lamberty als Marius und Marilyne Bäjen als Cosette überzeugten stimmlich wie agierend als Liebespaar vor der historischen Kulissen der Pariser Straßenaufstände des Jahres 1832. Auch die Nebenrollen waren mit Markus M. Düllmann als Valjean, Pieter Tredoux als Javert und Lara Grünfeld als Eponine gut besetzt. Ulrike Jöris und Markus Lürick gaben das raffinierte Gaunerpaar Thenadier, das Cosette lieblos großgezogen hatte und nun auf das Vermögen von Valjean aus war.
Esther Hilsberg, als Sopranistin an internationalen Theatern erfolgreich, komponierte „Barricade“. Das Libretto stammt von Holger Potocki und Bianca Hein. Am Mittwoch glänzte sie als sterbende Fantine, der der ehemalige Sträfling und jetzige Bürgermeister Valjean im Prolog verspricht, sich um ihr Kind zu kümmern.
Ihre Schwester Inga schwang im Orchestergraben den Taktstock bei den Bergischen Symphonikern, die das Bühnenspektakel sensibel begleiteten. Die Kammeroper Köln ist das „Kind“ der musikalischen Geschwister. Von ihnen 1996 gegründet, ist es das einzige privat finanzierte Opernhaus Deutschlands. Immer wieder spendete das Publikum im gut mehr als halb gefüllten Saal Zwischenapplaus und sparte auch am Schluss nicht mit Beifall.
Kölnische Rundschau, 07.11.2016
Musical „Barricade“ Kölner Kammeroper feiert Premiere im Pulheimer Walzwerk
Schwäbische Zeitung, 02.12.2016
Pulverdampf auf den Pariser Barricaden